Willi Dickhut

Willi Dickhut 1932. Quelle: Willi-Dickhut-Stiftung e.V.

Willi Dickhut wurde 1904 in Schalksmühle geboren. Der Schlosser und Dreher zog 1924 nach Solingen. Seit 1921 war Dickhut im Deutschen Metallarbeiter-Verband (DMV), später im kommunistischen „Einheitsverband der Metallarbeiter“ organisiert und dort in leitenden Funktionen tätig. 1926 trat er der KPD bei. Nach einem Lehrgang an der militärpolitischen Schule der Kommunistischen Internationale (Komintern) in der Nähe von Moskau 1930/31 baute er in Solingen den geheimen AM-Apparat („Abteilung Militärpolitik“) auf, der unter anderem Zersetzungsschriften für die Polizei herstellte, die in den Polizeikasernen verteilt wurden.


Als Willi Dickhut am 12. März 1933 über die Liste der KPD in den Solinger Stadtrat gewählt wurde, befand er sich bereits seit 1. März 1933 in „Schutzhaft“ im Polizeigefängnis Solingen. Weitere Leidensstationen waren Haftanstalten und KZ-Lager in Anrath, Börgermoor, Düsseldorf und Esterwegen. Nach seiner Haftentlassung Anfang 1935 blieb Dickhut weiter in einer Widerstandsgruppe aktiv. Sie erarbeitete laut eigener Angabe bis zum Kriegsende unentdeckt Informations- und Diskussionsmaterial, das nur an ausgewählte Personen verteilt wurde.

Brief aus dem KZ Esterwegen an die damalige Ehefrau Anna Dickhut, Dezember 1934, Quelle: Willi-Dickhut-Stiftung e.V.

„Flugblätter herauszugeben hatte nicht die gewünschte Wirkung. Die Auflage war zu gering, um an breite Massen heranzukommen. Außerdem setzte sofort nach Auftauchen eines Flugblattes die schärfste Verfolgung durch den Apparat der Gestapo ein.“

Willi Dickhut in seinen Memoiren „So war‘s damals“

Am 10. Februar 1938 erfolgte seine zweite Verhaftung, diesmal wegen seiner Tätigkeiten im AM-Apparat vor 1933. Er wurde vor dem OLG Hamm angeklagt und wegen Vorbereitung zum Hochverrat zu einem Jahr und neun Monaten Gefängnis verurteilt. Wieder auf freiem Fuß engagierte sich Dickhut weiter in der Widerstandsgruppe, war aber 1942 aus Sicherheitsgründen nicht bereit, sich dem offensiv agierenden Solinger Widerstandsnetz der Knöchel-Organisation um Ernst und Lina Moll anzuschließen. Als die Gestapo Anfang 1943 die Knöchel-Gruppe zerschlagen konnte, führte keine Spur zu Dickhuts Widerstandskreis.

Am 26. August 1944 wurde Willi Dickhut erneut verhaftet, weil ein sowjetischer Zwangsarbeiter seines Betriebes ihn wegen regierungskritischer Äußerungen belastet hatte. Der Oberreichsanwalt hatte bereits eine Anklageschrift für den Volksgerichtshof vorbereitet, als die alliierten Luftstreitkräfte im November 1944 Solingen angriffen und auch das Gefängnis, in dem Dickhut einsaß, bombardierten. Im Durcheinander gelang Dickhut die Flucht, und er versteckte sich in einem abgelegenen Haus bei Leichlingen.

Protokoll der ersten „Antifa“-Sitzung nach Kriegsende, Quelle: Stadtarchiv Solingen, Na 3-1

Kurz vor der Befreiung verfasste er im Namen der KPD ein Flugblatt, das die Bevölkerung aufrief, die militärische Verteidigung Solingens zu verhindern. Als die amerikanischen Truppen in Solingen einmarschierten, standen Willi Dickhut, Albert Müller und andere seines Widerstandskreises bereit. Am 18. April 1945 gründeten etwa 80 Vertreter der Arbeiterbewegung die „Antifaschistische Volksfront Solingen“. Willi Dickhut für die KPD und Paul Kaiser für die SPD übernahmen den Vorsitz. Die „Antifa“ sorgte in der Folgezeit bis zu ihrer durch die Militärregierung erzwungenen Auflösung dafür, dass in Kooperation mit den Besatzungsbehörden die Versorgung der Bevölkerung gesichert war und dass führende Nationalsozialisten aus dem öffentlichen Leben und aus der Verwaltung entfernt wurden.

Dickhut war auch nach 1945 ein wichtiger Funktionär der Solinger KPD, wurde aber 1966 aufgrund von politischen Konflikten aus der 1956 verbotenen und seither illegal arbeitenden Partei ausgeschlossen. 1982 gehörte er zu den Gründungsmitgliedern der Marxistisch-Leninistischen Partei Deutschlands MLPD. Er starb am 8. Mai 1992.

Quellen:
Willi-Dickhut-Stiftung e.V.: Foto und Brief
– Willi Dickhut: So war’s damals – Tatsachenbericht eines Solinger Arbeiters 1926-1948, Essen 1979
– Sbosny/Schabrodt, „Widerstand in Solingen“, Frankfurt am Main, 1975
– Stadtarchiv Solingen, Na 3-1