Verfolgung der Solinger Juden

Nachdem Reichspräsident Paul von Hindenburg den NSDAP-Vorsitzenden Adolf Hitler zum Reichskanzler einer Koalitionsregierung aus Nationalkonservativen und Nationalsozialisten ernannt hatte, wurde die Rechtlosigkeit der politischen Gegner und der Juden schnell spürbar. Das erste große Fanal war der Boykott jüdischer Geschäfte und Freiberufler am 1. April 1933. Für jüdische Ärztinnen wie Dr. Erna Rüppel und Ärzte wie Dr. Emil Kroneberg folgte der widerrechtliche Entzug der kassenärztlichen Zulassung, der nach vier Wochen zurückgezogen werden musste.

Boykott des Geschäfts von Albert Tobias am 1. April 1933. Foto: Stadtarchiv Solingen, RS
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In den folgenden Jahren verschlechterte sich die wirtschaftliche und soziale Lage der deutschen Jüdinnen und Juden aufgrund einer Fülle von Sonderbestimmungen ständig. Eine spürbare Verschärfung entstand durch die Nürnberger Rassengesetze vom 15. September 1935, die sie zu Staatsangehörigen mit minderen politischen Rechten machten.

1935 feierten die Kinder der jüdischen Gemeinde mit dem Kantor Jakob Okunski noch das Purim-Fest. Quelle: Bella Tabak Altura

Trotz allem konnten sich die meisten Solinger Juden und Jüdinnen nur schwer vorstellen, ihre Heimat zu verlassen. Nur wenige emigrierten bereits 1933. Die größte Zahl kehrte Solingen 1938 und 1939 nach dem Novemberpogrom den Rücken. Vor allem ältere Menschen, die nach 1939 kaum eine Chance auf ein Auslands-Visum mehr hatten, blieben zurück und wurden ab 1941 deportiert.

Geschäfte und Unternehmen wie das Herrenbekleidungsgeschäft Gebr. Davids in Ohligs, wurden zwangsweise „arisiert“. Quelle: Stadtarchiv Solingen, Ohligser Anzeiger vom 27.1.1938

Quellen:
– Stadtarchiv Solingen: Foto Judenboykott RS 27324 und Ohligser Anzeiger
– Bella Tabak Altura: Foto Purimfeier 1935
– Solinger Geschichtswerkstatt – Manfred Krause (Hg.): „…dass ich die Stätte des Glückes vor meinem Tode verlassen müsste“ – Beiträge zur Geschichte jüdischen Lebens in Solingen. Solingen 2000