Bertha „Betty“ Pallas, geb. Martin wurde 1910 in Solingen geboren. Einen Beruf konnte sie nicht erlernen, denn im Elternhaus wurde jeder Groschen gebraucht. Deshalb arbeitete sie mit 14 Jahren schon in einer Kartonagenfabrik und mit 16 Jahren als Lackiererin einer Schirmfabrik unter Bedingungen, die ihre Gesundheit schädigten. 1926 trat sie in den Deutschen Metallarbeiter-Verband ein und wehrte zusammen mit anderen Frauen durch einen Streik eine Gehaltskürzung ab.
Als es 1931 aufgrund der Weltwirtschaftskrise zu Entlassungen kam, waren sie und 19 weitere in der Revolutionären Gewerkschafts-Opposition (RGO) aktive Frauen die ersten Betroffenen in ihrem Betrieb. Der RGO gehörten in Solingen etwa 3.000 Mitglieder an, von denen die meisten wegen „ungewerkschaftlichen Verhaltens“ aus dem sozialdemokratisch dominierten Deutschen Metallarbeiter-Verband ausgeschlossen waren.
Auch nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten verteilte Pallas weiter Flugblätter gegen das Regime und sammelte Geld für die Familien bereits verhafteter Widerständler. Sie selber wurde 1934 zu anderthalb Jahren Gefängnis wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ verurteilt.
Ihr Mann wurde 1938 in den Rüstungsbetrieb Rautenbach dienstverpflichtet und starb 1944 an den Folgen eines schweren Leidens, das er sich durch die Arbeit dort zugezogen hatte.
Nach Kriegsende trat Betty Pallas der KPD bei und wurde von der englischen Besatzungsmacht 1946 in das Solinger Stadtparlament und in den Landtag von NRW berufen. 1952 bis 1954 war sie gewähltes Mitglied des Landtags.
Betty Pallas engagierte sich gegen die Wiederbewaffnung der Bundesrepublik. Zusammen mit Sozialdemokratinnen und christlichen Frauen war sie in der Friedensbewegung bei Ostermärschen gegen die Atombewaffnung der Bundesrepublik aktiv. Sie starb 1988.
Quellen:
– Landesarchiv NRW Rheinland: Gestapo-Akte Betty Pallas, RW 58 Nr. 66318 Bl. 3
– Stadtarchiv Solingen: Portrait Betty Pallas, Ve 73-240
– Sbosny/Schabrodt, „Widerstand in Solingen“, Frankfurt am Main, 1975