Christlicher Widerstand

Die christlichen Kirchen wurden durch den Nationalsozialismus in ihrem Selbstverständnis grundlegend herausgefordert. Sie reagierten zunächst mit Anpassung.

Eingliederungsformular der evangelischen Jugendvereine in die NS-Jugendverbände, Quelle: Archiv der Evangelischen Kirche Wald.

Während auf evangelischer Seite die „Deutschen Christen“ (DC) – vom NS-Regime und Hitler persönlich unterstützt – bei den Kirchenwahlen im Juli 1933 einen großen Wahlsieg einfuhren, handelte der Vatikan auf katholischer Seite ein Konkordat aus, das der katholischen Kirche eine gewisse kulturelle Eigenständigkeit zu gewähren schien. Dafür hatte der Klerus sich politischer Kritik und der Betätigung in Parteien zu enthalten.

Die Selbstanpassung der DC-dominierten Kirche rief bald den Widerspruch vieler Pfarrer und Presbyterien hervor, die sich – gerade auch im Rheinland und im Bergischen Land – mit ihren Gemeinden der „Bekennenden Kirche“ zuwendeten. Vereinzelt entstanden sogenannte Notkirchen, wenn die Mehrheit weiter zur DC-Linie stand und es zu einer Spaltung innerhalb der Gemeinden kam.

„Die Gottesdienste wurden seit dem Bestehen der Notkirche von der Gestapo zensiert. Der Küster pflegte bei solch einem Besuch dem Prediger ein Gesangbuch zu bringen, das eine warnende Bemerkung enthielt.“

Erinnerungen von Ottilie Klein, Solingen-Wald
Singkreis der Walder Notkirche. Ottilie Klein steht vorne als zweite von links. Quelle: Familie Tobias

Religiöser Widerstand bezog sich in der Regel auf die Verteidigung der Unabhängigkeit des eigenen Glaubens. Ganz praktisch machte aber auch die Konkurrenz von HJ und BDM der Jugendarbeit zu schaffen. Gegen die Judenverfolgung engagierten sich nur wenige, wie die Vertreter der evangelischen „Hilfsstelle für Rasseverfolgte“ (Büro Grüber) und der „Hilfsausschuss für katholische Nichtarier“, die zum Christentum konvertierte Juden unterstützten.

Einzelne Stimmen, wie der Leiter der Bethelschen Anstalten Friedrich von Bodelschwingh oder der münstersche Bischof Clemens August Graf von Galen, prangerten öffentlich die gezielte Tötung behinderter Menschen als „unwertes Leben“ an. Pfarrer, die wie Dietrich Bonhoeffer tatsächlich politischen Widerstand übten, mussten KZ-Haft und Todesstrafen fürchten.

Besonders hatten die Zeugen Jehovas unter der Verfolgung durch die Nationalsozialisten zu leiden. Da sie den Staat generell ablehnten und international organisiert waren, galten sie als Staatsfeinde. Der Solinger Erich Hammesfahr wurde 1937 vom Sondergericht Düsseldorf wegen des Verteilens von Flugblättern der Zeugen Jehovas verurteilt und kam 1940 im KZ Sachsenhausen ums Leben.

Quellen:
– Archiv der Evangelischen Kirche Wald: Eingliederungsformular
– Stadtarchiv Solingen: Aufzeichnungen Ottilie Klein, Kl 179
– Familie Tobias: Fotos Notkirche